Die 9. VÖW / BUNDjugend Sommerakademie vom 03. bis 06. September 2019 fand in Lobetal bei Berlin statt.
Jeden Freitag fordern junge Menschen bei Fridays For Future eine radikale Reaktion auf den Klimawandel. Sowohl bei der Beschreibung der Klimakrise als auch bei den notwendigen politischen Maßnahmen berufen sie sich auf die Erkenntnisse der Wissenschaft. Sie fordern von der Politik konsequentes Handeln, orientiert an den Vorgaben dieser Wissenschaft.
Allerdings sind diese Vorgaben genau genommen weniger klar, als man denkt. In der Beschreibung des Problems und dessen was generell notwendig ist, nämlich eine komplette Dekarbonisierung unserer Gesellschaft, mag sich „die Wissenschaft“ weitgehend einig sein. Für die konkrete Umsetzung gibt es aber durchaus unterschiedliche Pfade. Die Empfehlungen der Politikwissenschaftler*innen und Ökonom*innen gehen hierzu teils weit auseinander. Vor allem aber werden die Empfehlungen oft nur in langen Berichten und vielfältigen Szenarien an die Politik weitergegeben, die dann für die Umsetzung selber zuständig ist.
Wo und wie muss sich die Wissenschaft wandeln, wenn sie Partnerin von zivilgesellschaftlichen Bewegungen wie Fridays For Future sein will und wenn sie sich viel stärker aktiv in die Bewältigung gesellschaftlicher Probleme einbringen will? Ist das überhaupt ihre Aufgabe? In welche Widersprüche begibt sich Wissenschaft schon jetzt, wenn die Grenzen zwischen Aktivismus und vorgeblich wertneutraler, objektiver Wissenschaft verschwimmen? Wie können sich junge Menschen im Bereich zwischen „reiner Wissenschaft“ und gesellschaftlichem Wandel einbringen und aussichtsreiche Berufsfelder finden oder schaffen? Welche Wissenschaft braucht die Politik überhaupt, wenn sie bisher ganz offensichtlich auf deren Erkenntnisse nicht adäquat reagiert?
Rund um diese Fragen ist der Begriff einer transformativen Wissenschaft entstanden, die für gesellschaftliche Herausforderungen nicht nur Lösungen entwickelt, sondern diese auch aktiv in der Gesellschaft verbreitet. Wir luden Studierende, Absolvent*innen, Doktorand*innen und politisch Aktive bis 35 Jahren ein, diese transformative Wissenschaft mit uns zu diskutieren. Dabei schauten wir uns an, wo transformative Wissenschaft bereits stattfindet und welche Strukturen sie braucht, um sowohl im Wissenschaftssystem akzeptiert zu werden als auch gesellschaftlich Wirkung zu entfalten.